1. Präambel

Open Educational Resources sind laut UNESCO „Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen in Form jeden Mediums, digital oder anderweitig, die gemeinfrei sind oder unter einer offenen Lizenz veröffentlicht wurden, welche den kostenlosen Zugang, sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen erlaubt“.[1] Der Begriff „Open Educational Resources“ (und dessen Abkürzung „OER“) bezieht sich im Folgenden immer auf diese Definition durch die UNESCO.

Die Universität Wien erkennt die grundlegende Bedeutung von OER für den Zugang zu formaler als auch nicht-formaler Bildung an. Mit ihrem hohen Nutzungspotenzial für Lehre, Wissenschaft und Gesellschaft haben OER einen nachhaltigen Wert und bieten eine Reihe von Vorteilen für alle Universitätsangehörigen:

  • OER sind für alle frei und niederschwellig zugänglich.

  • Sie bieten einen rechtlichen Rahmen durch klar geregelte Lizenzbedingungen für die Verwendung bzw. Weiterbearbeitung von Lehrmaterialien, innerhalb und auch außerhalb der universitären Lehre.

  • Die (Wieder-)Verwendung von OER in der Lehre ermöglicht das Freiwerden von zeitlichen Ressourcen der Lehrenden, vor allem mit Blick auf breite und/oder wiederkehrende Lehrinhalte, und verbessert so auch Bedingungen für die Studierendenbetreuung.

  • Als integraler Bestandteil von Open-Science-Praktiken gehören OER-Kompetenzen zu grundlegenden digitalen Forschungskompetenzen, die in der Lehrpraxis eine produktive Studienumgebung gestalten.  

  • Als frei zugängliche Bildungsressourcen verbessern OER die Bedingungen für Life-Long Learning und den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft.

  • Offene Lehrpraktiken mit OER fördern die Kooperation und den Austausch zwischen Lehrenden und machen Lehre und ihre Ergebnisse als wissenschaftliche Aktivität sichtbar. 

  • OER unterstützen die Nachhaltigkeitsziele in der Hochschulbildung durch verbesserte Bedingungen der Wiederverwendung und, insbesondere in Verbindung mit einem OER-Repositorium, durch gesicherte Infrastrukturen für hochqualitative Lehrmaterialien.

Open Educational Resources werden an der Universität Wien entsprechend der Open Science Policy Austria unter dem Schirmbegriff Open Science[2] gesehen. Dies entspricht auch dem Verständnis der Europäischen Kommission: Open Science umfasst hier unter anderem Open Access, offene Forschungsdaten (Open Research Data), Open Methods, Open Evaluation, Open Source, Open Infrastructure und auch Open Education.[3] 

Die vorliegende Policy beschreibt die Position der Universität Wien zu Open Educational Resources, die zentralen Unterstützungsangebote für Universitätsangehörige sowie die Anforderungen für OER. Die Policy wird von einer Website (oer.univie.ac.at) mit Begriffsdefinitionen, häufig gestellten Fragen und Antworten (FAQ) und Informationen zu Unterstützungsangeboten und Kontaktpersonen begleitet.

2. Geltungsbereich

Die vorliegende OER Policy gilt als Empfehlung für alle Angehörigen der Universität Wien.

Im Besonderen gilt die Policy für OER, die in der Medienproduktion am Center for Teaching and Learning der Universität Wien erstellt werden.

Bei Drittmittel-Projekten sind die mit den Fördergeber*innen getroffene Vereinbarungen (insbesondere bezüglich des Rechts am geistigen Eigentum) bei der Erstellung und Veröffentlichung von Bildungsressourcen vorrangig zu behandeln. 

3. Die Position der Universität Wien zu OER

Die Universität Wien empfiehlt ihren Angehörigen, Lehr- und Lernmaterialien in Form von OER zu erstellen, zu veröffentlichen und zu nutzen sowie bestehende OER, die innerhalb oder außerhalb der Universität erstellt wurden, wiederzuverwenden.

Offene Bildungsressourcen werden dabei in der Bandbreite der möglichen Lehrmaterialien gesehen, von einzelnen Texten bzw. Lernunterlagen, über Grafiken, Animationen, Audio- oder Videobeiträgen bis hin zu Massive Open Online Courses (MOOCs) und deren Komponenten. 

Im Zuge der Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung bzw. Wiederverwendung von OER beachten Universitätsangehörige eigenverantwortlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis und halten die mit den jeweiligen Lizenzen verbundenen Nutzungsbedingungen ein.

4. OER-Unterstützungsangebote an der Universität Wien

Die Universität Wien bietet allen Mitarbeiter*innen folgende Unterstützungsangebote für die Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung von OER. Diese sind zu finden auf oer.univie.ac.at:

  • Informationsmaterial bezüglich Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung von OER

  • Mediendidaktische Beratungsangebote zum empfohlenen OER-Workflow bei der Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung von OER

  • Weiterbildungsangebote zum Themenkomplex Open Education und Open Science

  • Zentrales Medienproduktionsservice am Center for Teaching and Learning der Universität Wien, das offene Bildungsressourcen bevorzugt produziert

  • Bereitstellung von technischen Infrastrukturen zum niederschwelligen Auffinden, Erstellen und Nutzen von OER auf der Lernplattform der Universität

  • Bereitstellung von technischen Infrastrukturen und Dienstleistungen zur Veröffentlichung und Langzeitarchivierung im institutionellen Repositorium Phaidra (phaidra.univie.ac.at, inklusive spezifischer Eingabemaske für OER), um dauerhaften Zugang zu OER zu ermöglichen

  • Bereitstellung und Mitarbeit an den Shared OER Services im österreichischen Hochschulraum, insbesondere dem OERhub.at als zentraler Meta-Suchmaschine für OER sowie iMooX.at als MOOC-Plattform für österreichische Hochschulen

5. Anforderungen an die Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung von OER

Die Universität Wien befürwortet die Veröffentlichung von Lehr- und Lernmaterialien als OER unter offenen Lizenzen, sofern keine rechtlichen, vertraglichen, ethischen oder sonstigen dokumentierten Gründe entgegenstehen.

Die Mitarbeiter*innen der Universität Wien sind dazu berechtigt, die von ihnen erarbeiteten Lehr- und Lernmaterialien unter offenen Lizenzen zur dementsprechenden Nutzung in Repositorien zu veröffentlichen. Diese Berechtigung gilt, solange der Lizenzierung und Veröffentlichung keine rechtlichen, vertraglichen, ethischen oder sonstigen Gründe, wie etwaige kommerzielle Verwertungsinteressen der Universität Wien, entgegenstehen.

Mitarbeiter*innen wird empfohlen, OER unter den Creative-Commons-Lizenzen CC BY 4.0 (Attribution) oder CC BY-SA 4.0 (Attribution – Share Alike)[4] zu veröffentlichen.

Die Universität Wien empfiehlt, dass offene Bildungsressourcen im institutionellen Repositorium Phaidra veröffentlicht werden, um deren Nutzung durch andere nachhaltig zu ermöglichen.

Mitarbeiter*innen, die mit der Erstellung, Veröffentlichung und Nutzung von OER beginnen, wird nachdrücklich empfohlen, sich beraten zu lassen und am Weiterbildungsangebot der Universität Wien zu offenen Praktiken in Lehre und Forschung (jeweils zu finden unter oer.univie.ac.at) teilzunehmen.

6. Gültigkeit

Diese Policy wurde vom Rektorat der Universität Wien am 9. Juli 2024 beschlossen.

Referenzen

[1] UNESCO. Pariser Erklärung zu OER (2012): https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000246687_ger (letzter Aufruf am 9.2.2024).

[2] Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung; Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort; Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2022). Open Science Policy Austria: www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/Leitthemen/
 Digitalisierung/Open-Science/Open-Science-Policy-Austria.html
 (letzter Aufruf am 9.2.2024).

[3] European Commission, Directorate-General for Research and Innovation, O'Carroll, C., Hyllseth, B., Berg, R. et al. (2017). Providing researchers with the skills and competencies they need to practise Open Science, Publications Office: op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/3b4e1847-c9ca-11e7-8e69-01aa75ed71a1/language-en/format-PDF/source-172515559 S. (letzter Aufruf am 9.2.2024).

[4] Diese beiden Lizenzen erlauben umfängliche Nutzung und stimulieren im Fall von CC BY-SA auch die weitere Erstellung von OER. Für die Lizenztexte sieheCC BY https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode.de und CC BY-SA https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode.de (letzter Aufruf am 9.2.2024).